Albert Drach

Biographie

1902

Geboren am 17. Dezember 1902 als Sohn des Bankbeamten Wilhelm Drach (1859–1935) und dessen zweiter Frau, der Kaufmannstocher Jenny (ehemals Pater, 1875–1939) in Wien.

Der Vater stammt aus einer sephardischen, die Mutter aus einer askenasischen jüdischen Familie. 

Alberts sieben Jahre ältere Halbschwester Alma, verehelichte Gartenberg (1895–1961), stammt aus der ersten Ehe des Vaters mit der kurz nach Almas Geburt verstorbenen Komponistin Amalie Pyrker. Wegen der katholischen Herkunft der Mutter ist sie getauft. 

Im Hause Drach werden deshalb sowohl die katholischen als auch die jüdischen Feste gefeiert, ohne dass eine starke religiöse Bindung besteht. Die politische Gesinnung des Vaters ist deutschnational. 

 

1903 (1904)

Übersiedlung der Familie vom mütterlichen Haus in Wien Meidling nach Wien III, Traungasse 1. 

 

Um 1908

Erstes Todeserlebnis, als Albert während des Familienurlaubs in Lunz am See eine Wasserleiche zu Gesicht bekommt, woraufhin er beschließt, als Schriftsteller unsterblich werden zu wollen.

Nach einer unheimlichen Begegnung im Wald mit einer hexenartigen Wesen dichtet er den ersten ihm erinnerlichen Vers: „Es steht ein Haus auf einer Wand / an einen Felsen angebannt …“ 

 

1913

Albert Drach besucht das Akademische Gymnasium in Wien I. 

 

1914

Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach der Rückkehr der Familie von einem Urlaub in Heringsdorf (Westpommern). Dort ist Drach in die altdeutsch-paramilitärische Jugendorganisation „Jungsturm“ geraten. Wieder in Wien, schickt ihn der Vater zur körperlichen Ertüchtigung zur Pfadfindergruppe „Daun“. 

Drach entdeckt gemeinsam mit seinem Schulfreund Robert Blochbauer den Dichter Christian Dietrich Grabbe. In seinem Drama „Das Satyrspiel vom Zwerge Christian“ (1930/31; 1964) verarbeitet Drach diese Leseerfahrung. 

 

1915

Im Stadtpark lernt Drach mit ca. 13 Jahren Hedwig, die Gattin des Autors Felix Braun (1885–1973) kennen. Von ihr erhofft er sich vergeblich Kontakte zu Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal, Anton Wildgans und Stefan Zweig. Die Begegnung fand in sein frühes, symbolistisches Drama „Amoretta“ Eingang.

 

1917

Der Vater kauft den ehemaligen „Marienhof“ in Mödling mit einem großen Garten. Die Eltern übersiedeln in das Anwesen, der Sohn bleibt vorläufig in Wien. 

Drach wird zum Anführer einer Jugendbande im Wiener Stadtpark und versucht dort sein Reich, „Atlantis“, zu errichten. Mit „Abardo“ entsteht einer seiner frühesten Texte. 

 

1918

Ende des Ersten Weltkriegs, der wenig Niederschlag in Drachs Werk findet, obwohl zwei Vettern der Mutter ums Leben gekommen sind.

Ab 14. April erscheinen Drachs Gedichte in unregelmäßiger Reihenfolge unter der Rubrik „Moderne Poesie“ im „Wiener Journal“. „Der Lichtfalter“ ist seiner platonischen Jugendfreundin Hedda Zinner gewidmet.

Drachs Stück „Der Antichrist“ über Bar Kochba belegt seine Auseinandersetzung mit jüdisch-christlichen Themen. 

 

1919

Drachs erster Gedichtband „Kinder der Träume“ wird von seinem Vater finanziert, erscheint im Verlag Amalthea und enthält auch das von Hedda Zinner inspirierte Gedicht „Der Lichtfalter“. 

Im selben Jahr übersiedelt Albert Drach nach Mödling. Dort lernt er den damals berühmten Autor Anton Wildgans (1881–1932, Burgtheaterdirektor 1921/1922 und 1930/1931) kennen, der ein Freund der Familie ist und zu seinem Mentor wird. 

Drach schreibt „Atlantis“. 

 

1920

Drach arbeitet an seinem Stück „Christus“, das er noch im selben Jahr wieder verwirft. 

 

1921

Albert Drach maturiert im Akademischen Gymnasium. Unter dem Einfluss von Anton Wildgans beginnt er sein Studium an der juristischen Fakultät. In der Hoffnung, dass ihm dies genügend Zeit zum Schreiben lassen würde, plant er, Richter zu werden. 

 

1922

Drach beendet die erste Fassung seines Dramas „Passionsspiel von der Lüge und Lächerlichkeit“. Er vertieft seine Auseinandersetzung mit der jüdisch-christlichen Materie und stellt die Erlösung der Menschheit durch das Opfer Christi in Frage. Auch in seinen in den frühen 1920er Jahren verfassten Vers-Zyklen „Entblößungen“ und „Entblößung durch Zähneblecken“ kreist Drach um religiös-existenzielle Fragen und einen Gott, der keine moralische Instanz ist. 

 

1926

Im Februar beendet Drach sein juristisches Studium und beginnt während des gerichtlichen Vorbereitungsdienstes im Verhandlungssaal des Bezirksgerichts Wien I „Das Satansspiel vom Göttlichen Marquis“ zu schreiben. Im Laufe der Handlung entpuppt sich der sittenwidrige de Sade beinahe als Gerechter, der sich gegen die heuchlerische Moral seiner Zeit wendet.

Drach arbeitet an den ersten fünf seiner ‚Kleinen Protokolle’, für die er ursprünglich den Titel „Bildnisse der Erfolglosen. Ein Wiener Lied aus unserer Zeit“ gewählt hat. 

Parallel zum de Sade-Drama, entsteht „Das große Hurenlied“, später „Vermerk einer Hurenwerdung“, in dem er den Lebensweg eines Mädchens nachzeichnet, das durch Armut und Skrupellosigkeit der Umwelt zur Prostituierten wird. 

 

1928

Drach schickt das „Satansspiel vom Göttlichen Marquis“ auf Anraten von Anton Wildgans unter dem Titel „Marquis de Sade“ an Hans Henny Jahnn, den diesjährigen Vertrauensmann des Kleist-Preis-Stiftungskomitees. Nach einem (nicht mehr verifizierbaren) Antwortschreiben Jahnns rechnet Drach fix mit dem Kleist-Preis, den allerdings Anna Seghers für ihre Erzählung „Aufstand der Fischer von St. Barbara“ zugesprochen bekommt. Drach war zeitlebens der Auffassung, dass ihm der Preis gebührt hätte und dass sein Leben anders verlaufen wäre, wenn er ihn bekommen hätte. 

 

1929

Drach verfasst einen Begleittext zu seinen „Bildnissen der Erfolglosen“ (später: „Kleine Protokolle“), in dem er erklärt, dass er die „protokollarische Darstellung“ für eine wertfreie Bestandsaufnahme gewählt hat. 

 

1933

Am 30. Januar 1933 wird Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Reichskanzler ernannt. Nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland setzt ein Großteil der jüdischen Bevölkerung Österreichs, darunter auch Drachs Eltern, ihre Hoffnungen in den austrofaschistischen Ständestaat. Am 4. März 1933 entmachtet der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament und verbietet bald darauf die Kommunistische und die Nationalsozialistische Partei Österreichs. 

Kurz vor seiner Rechtsanwaltsprüfung fährt Albert Drach mit seinem Studienfreund Otto Petznek nach Capri. Dort findet er in der Bibliothek des „Biene Maja“-Autors Waldemar Bonsels die Originalfassung von „Mein Kampf“ (1925), aus der Rudolf Hess noch nicht die ärgsten Ungereimtheiten getilgt hat. Drach hält Hitler daraufhin für einen so dummen, wie bösartigen und gefährlichen Trottel. Das Stück „Kasperlspiel vom Meister Siebentot“ wird Drachs Kommentar zu Hitler. 

 

1934

Nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 folgt das Verbot der Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Am 25. Juli 1934 wird Dollfuß bei einem Putschversuch der österreichischen NationalsozialistInnen erschossen.

Drach wird diese und die kommenden Ereignisse bis zu seiner Flucht viel später in seinem Roman „,Z. Z.‘ das ist die Zwischenzeit“ (entstanden 1964/65) reflektieren. Um ein Protokoll gegen sich selbst verfassen zu können, schreibt er nicht in der Ich-Form, sondern stilisiert sich in der dritten Person zum Sohn. 

 

1935

Am 18. Mai 1935 stirbt Drachs Vater im Alter von 76 Jahren. Damit beginnt für den Sohn eine Zeit „epochaler Schutzlosigkeit“ (Jürgen Manthey). 

Die Regierung Schuschnigg plant eine Besteuerung, die HauseigentümerInnen und MieterInnen gleichermaßen belasten würde. Die Anwaltskanzlei, die Drach im elterlichen Haus eröffnet hat, stagniert. Als es dem Anwalt Drach gelingt, diese Abgabe zumindest vorläufig abzuwenden, füllt sich seine Kanzlei. In der Folge gewinnt er einige Prozesse, zieht sich aber auch den Hass seiner Prozessgegner zu, der sich nicht nur gegen den Anwalt, sondern auch den Juden Drach richtet. Bei dem gewaltsamen Übergriff eines Hausmeisters wird Drach an den Augen verletzt. Später wird er seine teilweise Erblindung im Alter auch auf diesen Schlag zurückführen. 

Obwohl die Ausschreitungen gegen ihn und andere Jüdinnen und Juden durch illegale NationalsozialistInnen zunehmen, trifft Drach für sich und seine Mutter keine Vorkehrungen für eine Ausreise. Wie in „,Z. Z.‘das ist die Zwischenzeit“ beschrieben, verlässt er sich auf die Schutzfunktion, die der italienische Faschistenführer Benito Mussolini Ende August 1935 bei einem Treffen mit Adolf Hitler am Brenner für die Eigenstaatlichkeit Österreichs übernommen hat. 

Drach vollendet die erste Fassung des „Kasperlspiels vom Meister Siebentot“, das er als Anti-Hitler-Stück konzipiert hat: Siebentot ist eine leblose Schaubudenpuppe, die ihre Feinde ähnlich dem Tapferen Schneiderlein der Brüder Grimm „sieben auf einen Streich“ vernichtet. Der Wurstel ist ein Nichts, speist sich aber aus den Ressentiments der Masse, die in der jüdischen Bevölkerung ein Feindbild sucht, und wird mächtig, weil er die Parolen des rabiaten Pöbels nicht nur aufnimmt, sondern potenziert zurückschleudert. 

Der Besuch eines ostjüdischen Hausierers inspiriert den Autor zu seinem Roman „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“. Darin geht es um einen chassidischen Ostjuden namens Zwetschkenbaum, der, unter dem titelgebenden Baum sitzend, wegen angeblichen Zwetschkendiebstahls verhaftet wird. Um dieses Buch schreiben zu können, konsultiert der Autor den Mödlinger Rabbiner Schweiger, der ihn über jüdische Gebräuche und Riten informiert. 

 

1937

Drach überarbeitet in Lunz am See sein „Kasperlspiel“. In der so schönen wie nationalsozialistisch gesinnten Wirtin des Hotels Grubmayr findet er vor Ort ein Modell für Amanda, die lebendige Geliebte des blutleeren Kasperls. Drachs Gedichtzyklus „Entblößungen“ wird in Radio Wien gesendet.

 

1938

Drach bleibt trotz der immer bedrohlicher werdenden Umstände in Österreich und gefährdet damit nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mutter. 

Am Abend des 11. März hört Albert Drach live im Radio, wie der Kanzler abdankt und das ganze Land widerstandslos Hitler übergibt. Am Morgen des 12. März sieht Drach die erste Hakenkreuzfahne. Am Nachmittag desselben Tages überschreitet Hitler unter Glockengeläut bei Braunau am Inn die Grenze. Am 14. März ist er in Wien, am 15. wird er von Hunderttausenden auf dem Heldenplatz bejubelt. Am selben Tag berichtet die „Österreichische Volkszeitung“ von einer Verfügung des Justizministers, der zufolge alle jüdischen Richter, Staatsanwälte, Rechtsanwälte und Notare mit einer Berufssperre zu belegen seien. Drach hält seine Anwaltskanzlei weiterhin offen. 

Am 1. April erfolgt der erste Transport von ÖsterreicherInnen nach Dachau. Viele Freundinnen, Freunde und Bekannte haben sich mittlerweile von Drach distanziert, andere warnen ihn rechtzeitig vor Übergriffen, die auch und gerade in Mödling immer aggressiver werden. Drach setzt auf Widerstand, immer wieder beruft er sich auf das Recht, das für einen wie ihn nicht mehr gilt, sogar im Gestapo-Hauptquartier, wo er seine konfiszierte Schreibmaschine zurückerobert. Ein Besuch von SA-Männern verläuft glimpflich, weil sie Drachs „Kasperlspiel“ nicht als das gesuchte Anti-Hitler-Stück identifizieren. Er verdächtigt sowohl eine frustrierte Geliebte, wie die mittlerweile verstorbene Wirtin aus Lunz, die für seine Amanda Modell gestanden hat, ihn verraten zu haben. 

Drachs Schwester und sein Schwager emigrieren nach Polen. 

Das Haus der Familie Drach wird sukzessive enteignet; Mutter und Sohn werden immer mehr Räumlichkeiten entzogen. Die Idee der Mutter, das Heereskommando einzuquartieren, hat nur vorübergehend hinhaltende Wirkung. Wie Drach erst durch ein nach seiner Rückkehr aus dem Exil aufgefundenes Dokument belegen kann, wird er vom eigenen Hausmeister als Kommunist und Jude denunziert. Ein aus Albanien zurückgekehrter Nationalsozialist namens Rumboldt übernimmt die kommissarische Verwaltung des Hauses und streift die Mietzinsen zu seinen eigenen Gunsten oder denen der Partei ein. Der Arisierungsanwärter Bauingenieur Klech wird dabei vom stellvertretenden Ortsgruppenleiter „Alt-Mödling“ Rudolf Schwarzrock unterstützt, dem späteren ÖVP-Bürgermeister von Mödling (1972–1975). 

Am 26. April wird Albert Drach vom nationalsozialistischen Mob dazu gezwungen, das Geschäft eines Juden mit den Worten zu beschmieren: „Nur ein Schwein kauft bei Juden ein.“ Am Tag darauf schließt Drach seine Anwaltskanzlei aus Protest. 

Im Mai 1938 fährt Drach auf Drängen seiner Mutter nach Paris, um sich in Sachen Visum und Pensionszahlungen für die Mutter mit dem französischen Botschafter André François-Poncet in Verbindung zu setzen. Poncet gibt ihm ein Empfehlungsschreiben an den französischen Generalkonsul in Wien mit, seine falsche Einschätzung, dass Hitler bald gestürzt würde, lässt Drach weiter ausharren . 

Am 25. Oktober, zwei Wochen vor der sogenannten Reichskristallnacht, flüchtet Albert Drach aus seiner Heimat. 

Von seiner extra aus Polen angereisten Schwester dazu überredet, reist Albert Drach ab. Seine unfreiwillige Reise führt von Split über Triest nach Paris, wo er vorerst bei entfernten Verwandten unterkommt. Seine Versuche, auch der Mutter eine Ausreise zu ermöglichen, scheitern. Seine Hoffnungen, die Präsenz der Mutter könne den kompletten Verlust des Mödlinger Hauses verhindern, werden enttäuscht. Schon zwei Wochen nach seiner Flucht, am 11. November, muss sie es für immer verlassen. Jenny Drach wird von der Israelitischen Kultusgemeinde eine Wohnung im Wien II, Heinestraße 40/II/12a, zugewiesen. Die Briefe der Mutter werden immer verzweifelter, auch weil Konrad Hawel, „Stellvertretender Kreisleiter des Kreises Wien V“, der wegen eines Betrugsdelikts, mit dem der Anwalt Drach befasst war, nicht die Gauleiterstelle von Niederdonau erhalten hat, die Adresse des Sohns im Ausland von ihr herauszupressen versucht. 

Seine juristische Tätigkeit holt Drach auch in Frankreich ein. Ein ebenfalls geflohener Anwaltskollege hat gegen ihn ins Treffen geführt, dass er auch deutschnationale Klienten vertreten habe. Aus diesem Grund wird Drach nicht als „politischer Flüchtling“ anerkannt. Als Flüchtling mit „rassischer Qualifikation“ bekommt er keine bleibende Aufenthaltserlaubnis, keine Arbeitserlaubnis und darf sich seinen Aufenthaltsort im Exil nicht aussuchen. 

 

1939

Am 26. Februar trifft Albert Drach in Nizza ein, wohin man ihn ausgewiesen hat. Als er dort ankommt, ist gerade Karneval, ein Impuls das „Kasperlspiel vom Meister Siebentot“ zu überarbeiten. In den folgenden Monaten überarbeitet er auch „Das Satansspiel vom Göttlichen Marquis“ und schreibt seinen ersten Roman „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“. 

Am 3. September erfolgt die Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an das Deutsche Reich. In der Folge werden deutsche und österreichische Emigranten als „feindliche Ausländer“ in französischen Sammellagern interniert. Die Lage ist unerquicklich, aber noch nicht bedrohlich. Drach und sein Freund Franki Morini müssen sich auf einem Sportgelände des Fort Carré bei Antibes einfinden. Nach einigen Tagen werden sie aufgrund von „Haftunfähigkeit“ wieder entlassen: Drach hatte eine Flasche Rotwein in einem Zug ausgetrunken und eine Gallenkolik provoziert. 

Im Oktober wird Drach neuerlich verhaftet. Da er eine Gallen- bzw. Lebererkrankung simulieren kann, wird er zunächst in ein Krankenhaus in Aix en Provence gebracht, einige Tage später in die Krankenstation des Lagers Les Milles und schließlich in das Lager selbst überstellt. Von dort wird er durch den Regimentsarzt entlassen. In der „Unsentimentalen Reise“ lässt Drach seine erste Internierung in Les Milles unerwähnt. 

Am 28. Oktober stirbt Drachs Mutter im Spital der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien nach einer Gallenoperation an Herzversagen. Sie ist 64 Jahre alt. 

 

1940

Nach dem 13. Mai, dem Beginn des deutschen Westfeldzuges, beginnt in Frankreich die zweite große Internierungswelle, die nun auch die Frauen betrifft. Drach wir erneut in Les Milles interniert, das diesmal extrem überfüllt ist. Unter seinen Mitgefangenen sind der Freund Franki Morini, der Maler Heinrich-Maria Davringhausen sowie die Schriftsteller Lion Feuchtwanger und Walter Hasenclever.

Aufgrund der französischen Niederlage wird das Land am 22. Juni bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im Wald von Compiègne geteilt. Während der Norden mit der Hauptstadt Paris direkt der deutschen Besatzungsmacht untersteht, wird im unbesetzten Süden der Ort Vichy zum Sitz der neuen französischen Regierung unter Marschall Henri Philippe Pétain, der über nahezu diktatorische Vollmachten verfügt. Charakterisiert ist die Politik der Vichy-Regierung durch Verfolgung und Ausgrenzung von AusländerInnen, insbesondere von Jüdinnen und Juden.

Noch am 22. Juni nimmt sich Walter Hasenclever, mit dem sich Drach angefreundet hat, aus Furcht vor der heranrückenden deutschen Front in Les Milles mit einer Überdosis Veronal das Leben. Lion Feuchtwanger bemüht sich darum, über den Lagerkommandanten Charles Goruchon einen Zug zu organisieren, der die gefährdeten LagerinsassInnen vor Eintreffen der Deutschen evakuiert. Goruchon verspricht Hilfe, nicht weil er ein Menschenfreund wäre, wie der Film „Les Milles. Le Train de la Liberté“ (1995) von Sébastian Grall unterstellt, sondern weil er das völlig überfüllte Lager nicht mehr im Griff hat. 

2.100 LagerinsassInnen, unter ihnen auch Drach und Feuchtwanger, steigen in einen Zug, der sie nach Bayonne bringen soll. Aufgrund des falschen Gerüchts, dass die Deutschen dort schon vor den Flüchtlingen eingetroffen seien, fährt der Zug wieder zurück.

Am 26. Juni trifft der Zug in Nîmes ein, von wo die ZuginsassInnen am 27. Juni in das provisorische Camp Saint-Nicolas eingeliefert werden. Drach gelingt es, aus dem nur lax überwachten Lager zu fliehen, bevor am 4. August die aus dem Deutschen Reich entsandte Kundt-Kommission eintrifft, die alle Gefangenen registriert und in besser bewachte Lager überstellen lässt. Seiner Frau wird Drach Jahrzehnte später erzählen, er habe den Wachebeamten beim Verlassen des Lagers einfach gesagt, er ginge nach Hause. 

Im August beginnt das Vichy-Regime seine offene Kollaboration mit dem Dritten Reich. Drach lebt wieder in Nizza und wechselt aus Furcht vor Verhaftung häufig das Quartier.

Am 3. Oktober wird das Erste Judenstatut beschlossen. Jüdische Französinnen und Franzosen werden von öffentlichen Ämtern, der Armee, dem Unterricht und der Presse, aus Radio und Kino ausgeschlossen. Beschränkungen in den freien Berufen sind möglich.

 

1941

Am 29. März wird das „Generalkommissariat für Judenfragen“ installiert und am 2. Juni das Zweite Judenstatut beschlossen. 

Das „Commissariat Général aux Questions Juives“ treibt zunächst die Arisierung des Vermögens französischer Jüdinnen und Juden voran. Jüdische AusländerInnen versucht man zu internieren. 

 

1942

Am 20. Jänner wird auf der Wannsee-Konferenz die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen.

Am 27. März fährt der erste Deportationszug aus der besetzten Zone Frankreichs Richtung Drancy und Auschwitz. 

Ab März widmet sich auch das „Generalkommissariat für Judenfragen“ im südlichen Teil Frankreichs unter der Leitung von Louis Darquier de Pellepoix gezielt der Judenverfolgung. Insgesamt werden aus ganz Frankreich 75.000 Jüdinnen und Juden deportiert, von denen nur 2.500 überlebt haben. Etwa 5.000 von ihnen sterben darüber hinaus in den französischen Internierungslagern.

Ab August fahren auch die ersten Deportationszüge aus dem südlichen Frankreich Richtung Drancy und Auschwitz. 

Anfang September wird Albert Drach bei dem Versuch, seine Aufenthaltspapiere bei der Fremdenpolizei verlängern zu lassen, verhaftet und in die Kaserne Au Var überstellt. Ein warmherziger Wächter bringt ihm die erbetene Rotweinflasche, aber diesmal setzt die Gallenkolik zu spät ein. Drach findet sich im Deportationszug in das Auslieferungslager Rivesaltes am Fuße der Pyrenäen.

Vom Fahrziel erfährt Drach aus den Gesprächen seiner mitreisenden LeidensgenossInnen. Er erfährt auch, dass Hitler „20.000 Juden geliefert“ verlangt hat. Tatsächlich hatte sich der Staatssekretär für Polizeiangelegenheiten René Bousquet am 16. Juni verpflichtet, 10.000 Jüdinnen und Juden aus der unbesetzten Zone auszuliefern. Darüber hinaus werden am 16./17. Juli 12.284 Jüdinnen und Juden in Paris festgenommen und über Drancy nach Auschwitz deportiert. 

In Rivesaltes werden, wie Drach in der „Unsentimentalen Reise“ zynisch schreibt, „alle Krematoriumsanwärter gesammelt, sondiert und exportiert“. Neben dem französischen, Kommandanten David-Gustav Humbert, sind auch Deutsche anwesend. Drach hat sich genau über die französische Gesetzeslage informiert, die sich in gewissen Details von den „Nürnberger Gesetzen“ unterscheidet. Er legt dem Kommandanten seinen Heimatschein aus dem Jahr 1939 vor, dem ihm seine Mutter noch nachgeschickt hatte. Das dort eingetragene Kürzel „I.K.G.“ das für Israelitische Kultusgemeinde steht, übersetzt er mit: „Im katholischen Glauben.“ Darüber hinaus hat er Dokumente seiner Halbschwester dabei und gibt ihre katholische Mutter, Pyrker, als seine Mutter aus. Er argumentiert, dass er als Halbjude, der rechtzeitig, also schon im Jahr 1939, zur katholischen Glaubensgemeinschaft konvertiert sei, zwar nach deutschem, aber nicht nach französischem Recht als Jude gelten könne. Am nächsten Tag findet er seinen Namen tatsächlich auf einem Plakat: Nur wenige werden entlassen, er ist darunter. Drach hat sein Judentum verleugnet.

Am 9. September nimmt er sein Entlassungspapier entgegen und kehrt nach Nizza zurück. Dort schreibt er am „Goggelbuch“. Es ist zu jener Zeit entstanden, von der die „Unsentimentale Reise“ erzählt: Verfolgungserfahrungen, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen. Denn der fiktive christlich, deutsche Diener Goggel möchte vom Knecht zum Herrscher werden. Dabei spielt auch sein Ahnennachweis eine Rolle. 

Wie im Drama „Das Aneinandervorbeispiel“, das Drach an seinem nächsten Fluchtpunkt in den französischen Meeralpen schreiben wird, wählt er als Zeit der Handlung das 16. Jahrhundert mit seinen Glaubenskriegen, der Inquisition und den Hexenverbrennungen. 

Zur literarischen Produktion des gefährdeten Exilanten gehört auch eine Unzahl von Gedichten. Die Zeit der ketzerischen „Entblößungen“ ist vorbei. Drach schreibt die häufig gereimten und elegischen „Erbarmungen“ und danach – Überschneidungen nicht ausgeschlossen – die kurzen, reimlosen „Ermordungen“. Einige dieser Gedichte werden als Tagebuchaufzeichnungen in „Das Beileid“ aufgenommen. 

In dem Heft mit dicken Pappkartondeckeln, das die Urfassung des „Goggelbuch“ enthält, befinden sich außerdem Hymnen und Lieder: „Breite Straße zu Gott, je 17 Verswüchse in 17 Beeten“, „In gemeinsamen Garten gesetzt. Gesänge des Abel an Kain“ oder „Gesänge der Drangsal“. Datierungen fehlen, aber aus den in „Das Beileid“ aufgenommenen Tagebuchnotizen geht hervor, dass Drach noch bis 1946/47 daran gearbeitet hat. Es ist erstaunlich, wie wenig der in Psalmen und Hymnen klagende Dichter mit dem sarkastischen Autor des „Goggelbuch“ oder der „Unsentimentalen Reise“ zu tun haben scheint. Drachs Schreiben ist immer auch ein Versuch, das durch Leidensdruck entstandene Pathos nicht überhandnehmen zu lassen und Balance zu halten. 

In Sicherheit ist Drach trotz seines Entlassungspapiers aus Rivesaltes nach wie vor nicht; es wird bei der Fremdenpolizei nicht akzeptiert, vielmehr wird eine Bestätigung vom nun allein zuständigen „Generalkommissariat für Judenfragen“ („Commissariat Général aux Questions Juives“ ) verlangt. Während des Monate lang laufenden Verfahrens könnte er jederzeit neuerlich deportiert werden. 

Am 7./8. November landen die Alliierten in Nordafrika. Frankreich lässt drei Tage danach seine Kampfhandlungen auf Seiten Nazi-Deutschlands einstellen, was ab 11. November zur Besetzung der ‚freien’ Zone Frankreichs durch deutsch-italienische Truppen führt. In Nizza marschieren die relativ judenfreundlichen Italiener ein.

 

1943

Am 2. Juni erhält Drach vom „Commissariat Général aux Questions Juives“ endlich das „certificat de non-appartenance à la race juive“, unterschrieben vom Chef der obersten Judenverfolgungsbehörde persönlich: Darquier de Pellepoix. Damit wird Drach schriftlich bestätigt, kein Jude zu sein.

Am 24./25. Juli wird Mussolini vom „Großen Faschistischen Rat“ und König Emanuel III. abgesetzt und inhaftiert, Pietro Badoglio wird erster postfaschistischer Ministerpräsident. 

Am 8. September wird der Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten offiziell verkündet. Damit sind die Italiener Kriegsfeinde der Deutschen, die nun Nizza besetzen, während die Italiener abziehen. Damit wird Nizza wird wieder zum gefährlichen Boden für Jüdinnen und Juden. 

Albert Drach muss nun zwar als ein amtlich bestätigter „Nicht-Jude“ akzeptiert werden, doch erhält er die Einberufung zum deutschen Arbeitsdienst. Er flieht in die französischen Meeralpen in den kleinen Ort Valdeblore. Dort will es bis zum Ende des Nazispuks untertauchen, entgegen seinen Erwartungen haben die Deutschen jedoch auch schon hier Stellung bezogen. Ausgerechnet der Dichter Jean Germon, Freund der Deutschen und Antisemit, rettet Drach mehrfach das Leben. Er hilft ihm, Quartier zu finden, empfängt ihn, um einen erschwinglichen Zuschuss täglich zum Mittagessen und verpachtet ihm einen Teil seines Kartoffelackers, um seine Ausweisung zu verhindern. Noch ambivalenter gestaltet sich die Beziehung zu Myrhinne Mattison, einer etwa 16-jährigen Engländerin. Drach verliebt sich in das unsentimental-raffinierte Mädchen. 

In Valdeblore schreibt Drach das Drama „Das Aneinandervorbeispiel für eine Verstorbene“, das die Verfolgung und Ermordung der Maurisken im Spanien des 16. Jahrhunderts zum Gegenstand hat, ein früher Versuch, die Vernichtung der Jüdinnen und Juden anhand einer anderen Volksgruppe zu thematisieren. 

 

1944/45

In den besonders gefährlichen letzten Kriegstagen gelingt es Drach, einem deutschen Trupp weiszumachen, dass soeben ein amerikanischer Truppenverband vorbeigezogen sei, dessen Kommandant angekündigt habe, demnächst wiederzukommen. Der deutsche Haufen zieht ab und lässt Valdeblore unbeschädigt. In einem „vom abgeordneten Mitglied des provisorischen Verwaltungskommitees Valdeblore“ ausgestellten Schreiben wird Drach bescheinigt, dass er in seiner Funktion als Dolmetscher bei Eintreffen der Nazi-Abteilungen Repressalien gegen die Bevölkerung abgewendet hat. 

Trotz seines guten Leumunds im Dorf wird Drach höheren Orts im „Departement Alpes Maritimes“ als verdächtiges Subjekt eingestuft, als einer, der mit den Deutschen unter einer Decke gesteckt haben muss, denn sonst wäre er nicht mehr am Leben. Er wird aus dem Grenzgebiet nach Grasse ausgewiesen. Weil er dort keinerlei Kontakte hat, kehrt er nach Nizza zurück. 

 

1946

Drach beginnt sich wieder Österreich zuzuwenden. Am 8. März verfasst er einen Brief an die „Interalliierte Kommission“, in dem er sein Haus, den „Drach-Hof“ in Mödling, zurückfordert. Aber es gibt zu diesem Zeitpunkt noch keine rechtliche Handhabe, um enteignetes Vermögen zurückzuerstatten. Das wird erst auf Basis des Ersten Rückstellungsgesetzes möglich, das zwei Monate nach Drachs Eingabe in Kraft tritt. Trotzdem erhält er weder sein Haus zurück, noch eine Verständigung. Inzwischen hat die sowjetische Besatzungsmacht Teile des Hauses beschlagnahmt und Ende 1946 ganz generell ein Veto gegen den Vollzug des Rückstellungsgesetzes in ihrer Zone eingelegt. 

Am 15. Mai beginnt Drach ein handschriftliches Tagebuch, das er später in seinen Remigrationsbericht „Das Beileid“ einbaut. Des Weiteren schreibt er an Gedichten und Essays, darunter „Zur Lösung der Antisemitenfrage“ und „Karl Kraus und die Folgen“. Seine Versuche, einen Verlag für den Roman „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“ und Publikationsmöglichkeiten für seine Essays zu finden, scheitern. 

 

1947

Die ersten Entwürfe zu „Unsentimentale Reise“ entstehen, die damals noch mit „Das Beileid“ identisch ist. 

Drach ist unschlüssig, ob er nach Österreich zurückkehren oder in Frankreich bleiben soll. Seine Halbschwester, die mit ihrem Gatten inzwischen auch in Nizza lebt, plädiert dafür, dass er in Frankreich bleibt. Tatsächlich stellt Drach am 26. August ein Einbürgerungsansuchen an Frankreich. 

Am 10. Oktober fährt Drach erstmals nach Wien, um die Rückstellung des Hauses selbst in die Hand zu nehmen. Er wohnt bei Valerie Stehlik, einer außerehelichen Tochter seines Vaters, in Wien. Das Wiedersehen mit der alten Heimat ist ernüchternd: Seine bei Verwandten deponierten Bücher angeblich verbrannt, seine bei Freunden deponierten Wertgegenstände teils verkauft, teils in den Besitz der Freunde übergegangen. Sein Elternhaus ist von fremden Mietparteien besetzt. Nur wenige unterstützen ihn. Sein alter Anwaltskollege Otto Petznek überreicht ihm ein Schreiben des Ortsgruppenleiters aus dem Jahr 1938, mit dem Drach das ihm geschehene Unrecht beweisen kann. Friedrich Wildgans, der Sohn des Schriftstellers Anton, macht ihn mit Viktor Matejka, dem kommunistischen Stadtrat von Wien, bekannt, einem der wenigen, der sich für die Anliegen der EmigrantInnen einsetzt. Matejka versucht vergeblich, den Ullstein-Verlag für „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“ zu interessieren. 

Auch der Luckmann-Verlag in Wien, lehnt das Typoskript ab: Die Zeit sei noch nicht reif, für ein Buch, in dem ein Jude gut wegkomme. 

Auf Anraten Matejkas bewirbt sich der stark abgemagerte Drach beim Schriftstellerverband um die Schwerarbeiterkarte, die zu höheren Essensrationen berechtigt. Doch fehlen ihm dazu aktuelle Publikationsnachweise und eine Bestätigung des Hausmeisters, dass er kein Nazi gewesen sei. Sein Hausmeister hatte ihn jedoch im Jahr 1938 denunziert und wohnt in der besten Parterrewohnung von Drachs Haus. 

Drach wird in die Rechtsanwaltsvereinigung aufgenommen und bekommt die Schwerarbeiterkarte, aber auch Armenvertretungen, an denen er nichts verdient .

Anfang Dezember, ist Drach wieder in Nizza. 

 

1948

Am 1. März wird Drach von den französischen Behörden bescheinigt, ein „Refractaire“, ein Befehlsverweigerer gewesen zu sein. Mit diesem Dokument könnte er seine Einbürgerung erreichen. Aber da hat er sich schon zur Rückkehr nach Österreich entschlossen, wo er um das Elternhaus kämpfen will.

Ende Jänner geben die Sowjets den Vollzug des Ersten Rückstellungsgesetzes in ihrer Zone frei. Am 29. April packt Albert Drach seine Koffer. Mit Bescheid vom 19. Juni erhält er sein Eigentumsrecht per 30. Juni zurück, doch da Haus ist zur Gänze vermietet, er hat darin anfangs nicht einmal eine separierte Wohnung, muss auf engstem Raum mit unerwünschten MieterInnen und ehemaligen DenunziantInnen zusammenleben. 

Am 20. Oktober bringt er beim Arbeitsgericht Klage gegen seinen ehemaligen Hausmeister Franz Polzer ein, der ihn bei der Gestapo denunziert hatte. Da der Posten inzwischen aber auf dessen Frau Maria Polzer übergegangen ist, wird das Verfahren eingestellt. 

Am 30. Oktober eröffnet Albert Drach seine Anwaltskanzlei wieder. Nach und nach stellen sich KlientInnen ein, die allerdings zu wenig Geld haben, um ihn zu bezahlen. 

Da er von seiner juristischen Tätigkeit nicht leben kann, versucht er Geld beim Rundfunk zu verdienen und hält für die RAVAG (Österreichische Radioverkehrs A.G.) sachkundige Vorträge. Da er sich in den französischen Meeralpen vor allem von Pilzen ernährte, spricht er am 30. Juni zum Thema „Wohlschmeckende und giftige Pilze“. 

 

1949

In einem weiteren Vortrag befasst er sich mit der französischen Widerstandsbewegung. Weitere Vorträge sind nicht überliefert.

Drachs schriftstellerische Produktion ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Er rekonstruiert und überarbeitet noch die bis dahin verfassten „Kleinen Protokolle“. Und er schreibt ab und zu an der „Unsentimentalen Reise“, und zwar überwiegend an jenen Passagen, die später in „Das Beileid“ landen. 

Als einer von 16 Verlagen lehnt am 12. Februar der Bermann-Fischer-Verlag das Typoskript von „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“ ab. 

Der Heimkehrer schlägt sich trotz aller widriger Umstände durch und versucht ausschließlich sein Haus freizubekommen. Den alten Freund und Schriftstellerkollegen Werner Riemerschmid hat er sogar gegen besseres Wissen denazifiziert, damit diesem ein Berufsverbot beim Rundfunk erspart bleibt. Den Gerichtsvorsteher Withofner, der wohlwollend zugesehen hatte, als Drach im April 1938 gezwungen wurde, ein jüdisches Geschäftsschild zu beschmieren und von dem er nun gebeten wird, ihm zu bestätigen, dass er ihn vor dem Mob beschützt hat, denazifiziert er nicht, doch er lässt ihn ungeschoren. 

Bis in die 1960er Jahre hinein kämpft Drach großteils vergeblich um die Rückstellung seiner durch Enteignung entgangenen Mietzinse. Dann muss er kapitulieren. 

 

1951

Ende 1951 lernt der mittlerweile beinahe 50-jährige Albert Drach die 19-jährige Gerty Rauch kennen. Allerdings ist die schöne und lebenstüchtige junge Frau verheiratet. 

 

1952

Geburt des gemeinsamen Sohns, nach Drachs Vater Wilhelm genannt, am 5. November. Da ist die Kindesmutter noch immer verheiratet und wohnt bei dem Mann, mit dem sie in Scheidung lebt. 

 

1954

Gerty Rauch erwartet das zweite Kind. Am 7. Juli findet die Hochzeit statt, die Familie wohnt nun in Drachs Haus. Am 23. September 1954 kommt die Tochter zur Welt, die nach Drachs Mutter Jenny genannt wird.

 

1955

Albert Drach kann wieder über alle Räumlichkeiten seines Hauses verfügen.

 

1959

Am 3. Oktober beginnt Drach an dem kleinen Protokoll „Amtshandlung gegen einen Unsterblichen“, einer Novelle über den Wien-Aufenthalt des französischen Dichters Arthur Rimbaud im Jahre 1876, zu arbeiten. 

 

1961

Während eines Urlaubsaufenhalts am Pressegersee in Hermargor (Kärnten) schreibt Drach „Das Skurrilspiel Sowas“, eine Verkleidung in drei Begebenheiten an gleichem Schauplatz zu verschiedenen Zeiten. Realer Hintergrund ist der Mord an der 21-jährigen Ilona Faber am 14. April 1958, der hinter dem Russendenkmal auf dem Wiener Schwarzenbergplatz und hinter dem Rücken eines russischen Wachsoldaten geschah. Das Stück kombiniert Einflüsse des absurden Theaters mit Lokalkolorit und einer moralischen Komponente. 

Drachs erste Vogelgeschichte „Vom Stift zum Gimpel und wieder zurück“ entsteht. 

 

1962

Drach beginnt an einer Reihe von Essays zu arbeiten, darunter auch jene 1946 bis Mitte 1947 zum ersten Mal erwähnte Texte „Karl Kraus und die Folgen“, „Zur Lösung der Antisemitenfrage“ und „Der Aufbau aus den Archiven“. Drach verteidigt Heine gegen Kraus, befasst sich mit Themen wie Sprache und Missverstehen, Moral versus Libertinage, Emanzipation der Frau, Antisemitismus und Behörde, Amt bzw. Archiv. Er plant 17 Essays, eine Zahl, die gleichermaßen seinem Geburtsdatum und seiner Lieblingszahl geschuldet ist. Darüber hinaus entstehen im Lauf der Jahrzehnte begleitende Materialien und Bruchstücke.

Gerty Drach nimmt auf eine Reise nach München, die Typoskripte der „Kleinen Protokolle“ mit. Der Theaterverlag Drei Masken, der ehemals ein Bühnenmanuskript des „Satansspiels“ herausgebracht hat, verweist sie an den Langen Müller Verlag, der auf österreichische Literatur spezialisiert ist. Der Verlagsleiter Joachim Schondorff und sein Lektor Werner Gebühr reagieren mit Verzögerung, aber begeistert. Man schließt einen Vertrag über eine achtbändige Werkausgabe ab. 

 

1964

Im Sommer 1964 erscheint der vor rund einem Vierteljahrhundert geschriebene Roman von „Zwetschkenbaum“ als erster Band. Die späte Entdeckung eines Autors und seines Lebenswerks wird in den deutschsprachigen Feuilletons euphorisch gefeiert. Nach Jahrzehnten resonanzlosen Schreibens ist Drach endlich ein viel beachteter Autor. Aber er wird verkannt, als großes Relikt der altösterreichischen Tradition und als skurriler Kanzleischreiber in der Nähe Herzmanovsky-Orlandos missdeutet. Die Brisanz und Widerständigkeit seines Schreibens, die Eigenständigkeit seines Protokollstils werden ignoriert. 

Der Erfolg von „Zwetschkenbaum“ führt zu einem Produktionsschub. 1964/65 beendet Drach neben seiner Anwaltstätigkeit den Roman „,Z. Z.‘ das ist die Zwischenzeit“, um einiges später „Die Untersuchung an Mädeln“. Er muss vorerst Texte publizieren, die bereits fertig in der Schublade liegen wie z. B. zahlreiche unaufgeführte Stücke. 

Ende des Jahres liest Drach im Palais Palffy aus dem noch unveröffentlichten Text „Amtshandlung gegen einen Unsterblichen“. Paul Kruntorad bespricht die Lesung am 14. Dezember im „Kurier“. Wegen der darin behaupteten „Anleihen“ des Autors bei seinem Herzmanovsky-Orlando wird dieser von Drach verklagt. 

 

1965

Am 18. Jänner publiziert der „Kurier“ Drachs Replik auf Kruntorads Kritik in Form eines Leserbriefes. Am 17. September veröffentlicht der Kurier das Urteil in der causa Kruntorad. Dieser wird für schuldig befunden, Drach fälschlicherweise einer unehrenhaften Handlung bezichtigt zu haben, und zur Zahlung einer Geldstrafe von 2.000 Schilling verurteilt. 

Der Dramenband „Das Spiel vom Meister Siebentot und andere Verkleidungen“ erscheint im Frühjahr und enthält neben dem „Kasperlspiel“ auch „Das Skurillspiel Sowas“ und „Das Satansspiel vom Göttlichen Marquis“. Das „Skurillspiel“ wird im Herbst in Augsburg uraufgeführt, das „Kasperlspiel“ 1967 in Darmstadt. 

Im Herbst erscheint Band 3 der achtbändigen Werkausgabe: „Die Kleinen Protokolle und das Goggelbuch“. Die Resonanz fällt bescheiden und ambivalent aus. Am meisten positive Beachtung findet „Die Amtshandlung gegen einen Unsterblichen“. Weder der Dramenband mit großteils unaufgeführten Stücken noch „Die kleinen Protokolle“ verkaufen sich gut. 

 

1966

Der zweite Dramenband erscheint unter dem Titel „Das Aneinandervorbeispiel und die inneren Verkleidungen“. Er enthält neben dem „Aneinandervorbeispiel vom Leben für eine Verstorbene“ auch „Das Abstraktspiel Andere Sorgen“, „Das Absurdspiel Aha!“ „Das Satyrspiel vom Zwerge Christian“, „Das Passionsspiel von der Lüge und der Lächerlichkeit“ und „Das Paradies außer Sicht". Nur „Das Abstraktspiel Andere Sorgen“ wurde im Rahmen der Wiener Festwochen im Nachtstudio des Theaters an der Wien, im Juni uraufgeführt. 

Im Herbst erscheint als Band 5 der Werkausgabe die „Unsentimentale Reise. Ein Bericht“. „Das Beileid“ ist nun ausgekoppelt. Vom Protokollstil, der als skurriler Kanzleistil verharmlost werden konnte, keine Spur. Und doch ist dieser nüchterne und zynische Bericht aus der Emigration, das schärfste Protokoll gegen sich selbst. Es berichtet vom einem Menschen, der seine jüdische Identität und seine Mutter verleugnet, um zu überleben. 

Die Werkausgabe erweist sich als insgesamt als wenig erfolgreich. Das Verhältnis zwischen Drach und Schondorff ist zerrüttet, im übrigen geht Schondorff in Pension und auch Werner Gebühr, der von Drach geschätzte Lektor, verlässt den Verlag. Als Schondorffs Nachfolger bei Langen Müller, Herbert Fleißner, mit der Publikation des nächsten Romans, „,Z. Z.‘ das ist die Zwischenzeit“ abwarten möchte, geht Drach damit zu Claassen und kauft die Restbestände der bei Langen Müller erschienen Bände zurück. 

 

1968

„,Z. Z.‘ das ist die Zwischenzeit“ erscheint im Herbst bei Claassen. 

Im „Literary Supplement“ der „Times“ erscheint am 4. Dezember 1968 ein Artikel in dem Drach neben Elias Canetti als der deutschsprachige Avantgardeautor der Gegenwart dargestellt wird. 

 

1971

Das Kriminalprotokoll „Untersuchung an Mädeln“ erscheint, dem ein relativer Erfolg beschieden ist. Der Autor führt darin seinen Protokollstil zur ästhetischen Vollendung und erzählt von zwei Autostopperinnen aus unterschiedlichen Milieus, die unter dem Verdacht stehen, ihren Vergewaltiger ermordet zu haben. Die Mädchen haben keine Chance gegen das vielstimmige, gegen sie gerichtete Protokoll. 

 

1972 

„Gottes Tod ein Unfall. Dramen und Gedichte“ erscheint. Das titelgebende Stück ist nach dem Modell von Nestroys „Zu ebener Erde und im Erster Stock“ gestaltet. Der Band enthält außerdem das Hörspiel „A und K Oder ,Ein Brudermord wieder gut gemacht‘“, in dem die Sympathien des Autors dem Brudermörder Kain gelten; weiters „Stimmen nach Natur und zu Protokoll“, einen fürs Radio geschriebenen Text, der an den „Zwetschkenbaum“-Roman anknüpft. Die Kombination von Stücken, Stückfragment und Hörspielen enthält zudem Drachs frühe Gedichte. 

Die zweite Vogelgeschichte „Lullo und Lulla“ entsteht.

 

1973 

Mit dem Drama „Das Fleisch des andern“ oder auch „Wessen Fleisch“ entsteht ein Stück, in dem Shakespeares antisemitisches Stereotyp in „Der Kaufmann von Venedig“ aufs Korn genommen wird, da nicht das Fleisch des Christen, sondern jenes des Juden Wetteinsatz ist. 

 

1974 

Bei Claassen erscheint außerhalb der Ausgabe Drachs großer Essay „In Sachen de Sade. Nach dessen urschriftlichen Texten und denen seiner Kontaktpersonen“. Wie bereits „Das Satansspiel vom Göttlichen Marquis“ aus den späten 1920er Jahren ist es ein indirektes Plädoyer für de Sade, der nach Drachs Ansicht, die Scheinmoral seiner Zeit entlarvt hat. 

 

1975–1987

Nach einer vernichtenden Kritik des Essays und dem Misserfolg der Werkausgabe steht Drach mit über 70 Jahren als Schriftsteller wieder vor dem Nichts. Drach schreibt unaufhörlich weiter. Er verfasst nun Dramen, autobiografische Texte, in denen Drach sein Leben zu rekapitulieren versucht, und Prosawerke jenseits des Protokollstils. Weiters überarbeitet und ergänzt er seine Essays, die er in dem Band „Das 17. Buch der 17 Essays“ gemeinsam herausbringen will. 

Seine Vogelgeschichten finden mit „Wegfall winziger Liebe“ (1975) eine Fortsetzung.

 

1981

Die autobiografische Erzählung „Lunz“ wird fertiggestellt.

 

1983

Vollendung des Lust- und Schauertraums „O Catilina“ und von „Kudruns Tagebuch, ein deutsches Heldenlied“.

Nach einer unzumutbaren und seines Erachtens unberechtigten Vorschreibung des Finanzamts erkrankt Drach an einem schweren Augenleiden. Er kann nur mehr mit einem Vergrößerungsapparat lesen und mit Mühe schreiben. 

 

1984

Am 31. März schließt er seine Anwaltskanzlei das zweite Mal in seinem Leben. Zum Aktenstudium ist der Rest seiner Sehkraft zu schwach und zu wertvoll.

 

1986

Der autobiografische Text „Blinde Kuh“ entsteht, ein Rückblick aus der Position eines Erblindeten, der Drach teilweise war.

 

1987

Albert Drach erhält Besuch vom Germanisten André Fischer, der an einer Dissertation zum Thema „Inszenierte Naivität. Zur ästhetischen Simulation von Geschichte bei Günter Grass, Albert Drach und Walter Kempowski“ arbeitet. Sein Doktorvater ist der Konstanzer Literatur-Professor Wolfgang Preisendanz, der sich im Zuge seiner Humorstudien mit Drach befasst hat.

Am 11. August erscheint Fischers Artikel „Die Eintracht des Vergessens. Der Fall Albert Drach“ in der „Süddeutschen Zeitung“ , das ein reges Interesse renommierter Verlage (u. a. Rowohlt) an dem 85-jährigen Autor auslöst. Den Zuschlag erhält der Hanser-Verlag, wo André Fischer als Volontär gearbeitet hatte. Verlagsleiter Michael Krüger kommt zum Vertragsabschluss persönlich nach Mödling. 

 

1988

Die „Unsentimentale Reise“ erscheint in einer Neuausgabe und wird – dank André Fischers profunder Textanalyse – nun positiv rezipiert. 

Im Herbst erhält Albert Drach den Georg Büchner-Preis.

 

1989

Anlässlich der Aufführung von „Das Skurrilspiel Sowas “ auf der Württembergischen Landesbühne Esslingen, besucht er gemeinsam mit seiner Frau den Tübinger Buchhändler Reinhard Schulte und spricht in dessen Buchhandlung über das Protokoll, die Grundform seines epischen Werks. 

 

1993

Drach fährt zu einer Leseaufführung seiner Theaterstücke nach Tübingen. Im selben Jahr veröffentlicht Schulte im Eigenverlag eine Auseinandersetzung mit den publizierten und nicht publizierten Dramen des Autors: „Albert Drach und sein Theater“.

 

1989

Die Neuveröffentlichung von „Das große Protokoll gegen Zwetschenbaum“ stößt auf große Resonanz. 

 

1990

Mit „,Z. Z.‘ das ist die Zwischenzeit“ erscheint der zweite großer autobiografische Text. 

Albert Drach erhält das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und den Manés Sperber-Preis.

 

1991

Das Kriminalprotokoll „Untersuchung an Mädeln“ erscheint und erntet positive literaturkritische Resonanz. 

Das „Satanspiel vom Göttlichen Marquis“ wird 66 Jahre nach seiner Entstehung unter der Regie von Stephan Bruckmeier und mit Rainer Frieb als Marquis de Sade in Mödling uraufgeführt. 

 

1992

Der Hanser-Verlag publiziert drei noch nicht veröffentliche Erzählungen von Drach aus den frühen 1980er Jahren: „IA“, „UND“, „NEIN“. 

Nach einer Idee von Kurt Neumann, dem Leiter des Literarischen Quartiers in der Alten Schmiede in Wien, findet ein Drachs Werk gewidmetes Neues Wiener Symposium statt. VertreterInnen verschiedener Disziplinen diskutieren drei Tage lang Albert Drachs Werk: der Philosoph Konrad Paul Liessmann, die Historikerin Edith Saurer, der Jurist Alfred Noll, die SchriftstellerInnen Marie-Thérese Kerschbaumer und Ferdinand Schmatz, der Literaturkritiker Hermann Schlösser und die GermanistInnen Bernhard Fetz und Eva Schobel. Im Rahmen des Symposiums findet auch eine Leseaufführung des Kernsprengungsspiels, „Gottes Tod ein Unfall“ statt. Es lesen die AutorInnen Gustav Ernst, Elfriede Gerstl, Elfriede Jelinek, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Ernst Molden, Peter Rosei, Peter Turrini, Heinz R. Unger und Elisabeth Wäger. 

Die Dissertation von André Fischer „Inszenierte Naivität“ erscheint im Wilhelm Fink Verlag, die Dissertation von Matthias Settele „Der Protokollstil des Albert Drach. Recht, Gerechtigkeit, Sprache, Literatur“ im Peter Lang Verlag.

 

1993

Der Remigrationsbericht „Das Beileid“ erscheint in einer Lizenzausgabe im Droschl Verlag. 

Albert Drach erhält den Franz Grillparzer-Preis.

„Das Goggelbuch“ erscheint in einer bibliophilen Ausgabe im Apfel-Verlag. 

Von Promotor Wendelin Schmidt-Dengler und Rektor Alfred Ebenbauer wird ihm das Ehrendoktorat der Universität Wien verliehen. 

 

1994

Das „Kasperlspiel vom Meister Siebentot“ wird unter der Regie von Stephan Bruckmeier am Wiener Volkstheater aufgeführt. Die Kritik reagiert ambivalent und Drach ist mit der Aufführung unzufrieden. 

Unter dem Titel „Ironie vom Glück“ werden kleine Protokolle und Erzählungen bei Hanser veröffentlicht. Der Band beinhaltet auch die noch nicht in Buchform erschienenen Vogelgeschichten und den Essay „Moral das ist wenn man moralisch ist oder die große Hure Babylon“. 

 

1995

„Das Skurrilspiel Sowas“ erfährt auf der Tiroler Landesbühne in Innsbruck seine österreichische Erstaufführung. 

„O Catilina. Ein Lust- und Schauertraum“ erscheint.

Am 27. März 1995 stirbt Albert Drach nach langer Krankheit. Er erhält ein Ehrengrab am Mödlinger Friedhof, seine Frau eröffnet im Drach-Hof eine Gedenkstätte. Drachs Nachlass wird vom Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek angekauft, aufgearbeitet und erforscht. Wendelin Schmidt-Dengler hatte den Ankauf noch vor Drachs Tod mit ihm und seiner Frau vereinbart.

In Drachs Todesjahr erscheinen zwei Sammelbände zum Werk von Albert Drach: im Droschl-Verlag ein Dossierband zu Albert Drach, herausgegeben von Gerhard Fuchs und Günther A. Höfler,; im WUV-Universitätsverlag, herausgegeben von Bernhard Fetz, „In Sachen Albert Drach. Sieben Beiträge zum Werk“, basierend auf den Beiträgen des Drach-Symposiums in der Alten Schmiede 1992.

 

1996

Gründung der Internationalen Albert Drach-Gesellschaft.

 

1997

Die Nullnummer der „Prozesse. Mitteilungsblatt der Internationalen Albert Drach-Gesellschaft“ erscheint mit einem Faksimile von Albert Drachs Text „Stundenuhr, auf mich gerichtet“ und einem Beitrag von Hermann Schlösser.

Zum 95. Geburtstag des Autors finden drei große Veranstaltungen statt: Am 11. Dezember „Albert Drachs Verwandlungen. Eine Lesung unveröffentlichter Theatertexte“ im Vestibül des Burgtheaters; am 12. Dezember das „Erste Symposion der Internationalen Albert Drach-Gesellschaft“ im Literaturhaus Wien mit Beiträgen von Volker Klotz, Alexandra Millner, Paul Roessler, Eva Schobel und Reinhart Schulte; am 17. Dezember „Das Skurrilspiel Sowas. Albert Drach Gedächtnislesung“ im Festsaal des Museums in Mödling.

 

1998

Die Beiträge des „Ersten Symposions der Internationalen Albert Drach-Gesellschaft“ (1997) erscheinen in der ersten Nummer der „Prozesse“.

Die zweite Nummer der „Prozesse“ ist u.a. dem Mykologen Albert Drach gewidmet und enthält Faksimiles von Originaltexten des Autors, ein Interview von Peter Huemer und ein Gespräch mit dem Regisseur Peter Payer und dem Drehbuchautor Wolfgang Beyer über die Verfilmung von Drachs Roman „Untersuchung an Mädeln“.

 

1999

Der österreichische Regisseur Peter Payer stellt seinen Film „Untersuchung an Mädeln“ in prominenter Besetzung – Elke Winkens, Anna Thalbach, Max Tidof, Otto Sanders, Michou Friesz und Nicholas Ofczarek – fertig. Die Erzählstimme kommt von Harry Rowohlt. 

 

2002

Zum 100. Geburtstag von Albert Drach startet die neue Drach-Edition im Wiener Verlag Paul Zsolnay, der zum Hanser-Komplex gehört. Die vom österreichischen Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) geförderte, wissenschaftlich fundierte Lese-Edition wird von Ingrid Cella, Bernhard Fetz, Wendelin Schmidt-Dengler und Eva Schobel – mit wechselnden EinzelherausgeberInnen – herausgegeben. Die Bände enthalten den integralen Text der Werke, jeweils revidiert auf Basis der im Nachlass erhaltenen Textzeugen, „erzählendes“ Nachwort, einen Stellen-Kommentar, die Darstellung der Textgenese, eine Auswahl aufschlussreicher Lesarten in Verbindung mit ausgewählten Faksimiles und ein Verzeichnis sämtlicher Ausgaben sowie einer Bibliografie der Sekundärliteratur. 

Der erste Band ist „Die Untersuchung an Mädeln“, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Ingrid Cella. Eva Schobels umfangreiche Biografie „Albert Drach. Ein wütender Weiser“ erscheint im Residenz-Verlag. 

Am 29. und 30. November findet in den Räumlichkeiten der Theatergruppe 80 das Albert Drach-Festival „100 Jahre Bosheit“ statt. Unter den Mitwirkenden sind: die GermanistInnen Jürgen Busche, Jürgen Egyptien, Bernhard Fetz, Alexandra Millner, Doris Obschernitzki, Paul Roessler, Clemens Ruthner, Hermann Schlösser, Wendelin Schmidt-Dengler, Eva Schobel, Franz Schuh, Daniela Strigl, Hermann Wallmann, der Politikwissenschaftlerin Irene Etzersdorfer, die Philosophen Konrad Paul Liessmann und Burghart Schmidt, der Journalist Peter Huemer, der Jurist Alfred Noll, die SchriftstellerInnen Antonio Fian, Doron Rabinovici, Robert Schindel und Elke Schmitter, die SchauspielerInnen Dorothee Hartinger, Markus Hering, Roland Koch, Daniela Kong, Hermann Scheidleder und Günter Rupp, die Regisseurinnen Bettina Hering und Kristine Tornquist .

Der Film „Untersuchung an Mädeln“ wird gezeigt und vom Regisseur Peter Payer und Hermann Schlösser diskutiert. Vorgeführt werden außerdem das Filmporträt „Im Alleingang gegen die Stundenuhr“ (Regie: Peter Brugger und Frank Strecker) sowie der Film „Les Milles – le train de la liberté“ (Regie: Sebastien Grall, 1994). 

 

 2003

„,Z. Z.‘ das ist die Zwischenzeit“, unter Mitarbeit von Eva Schobel herausgegeben von Wendelin Schmidt Dengler, erscheint als Band 2 der neuen Werkausgabe bei Zsolnay.

 

2005

„Unsentimentale Reise“, herausgegeben von Bernhard Fetz und Eva Schobel, mit einem Nachwort von Eva Schobel erscheint als Band 3. Im März erscheint in der Zeitschrift „Literatur & Kritik“ ein ausführliches Drach-Dossier zu den Themen „Emigration und Remigration“ (Eva Schobel), „Aug in Aug mit dem Gesetz“ (Alfred Noll). 

 

2006

„Das Beileid. Nach Teilen eines Tagebuchs“, herausgegeben von Bernhard Fetz und Eva Schobel, mit einem Nachwort von Bernhard Fetz, erscheint als Band 4.

Drachs Roman „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“ wird in der Reihe „Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945“ in der Alten Schmiede behandelt. 

Lesung und Kommentar: Doron Rabinovici, Referat: Michael Rohrwasser.

 

2008

„Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“, herausgegeben von Bernhard Fetz und Eva Schobel, mit einem Nachwort von André Fischer, erscheint als Band 5 der Ausgabe. 

 

2009

„Gedichte“, herausgegeben von Reinhard Schulte, erscheint als Band 10 der Ausgabe. Wendelin Schmidt-Dengler, 2008 verstorben, ist nicht mehr unter den Gesamt-Herausgebern. 

 

2011

Die für 10 Bände geplante Ausgabe wird erweitert, da sich Drachs Kleine Protokolle und Erzählungen nicht sinnvoll in einem einzigen Band vereinen lassen. Als Band 7/1 erscheint „Das Goggelbuch“, herausgegeben von Gerhard Hubmann und Eva Schobel, mit einem Nachwort von Eva Schobel. 

 

2013

Als Band 7/2 erscheinen die gesammelten Kleinen Protokolle unter dem Titel „Amtshandlung gegen einen Unsterblichen“, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Ingrid Cella, Gerhard Hubmann, Alexandra Millner und Eva Schobel.

 

2014

Als Band 7/3 erscheinen „Die Erzählungen“, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Ingrid Cella, Alexandra Millner und Eva Schobel. Der Band enthält die drei Vogelgeschichten „Vom Stift zum Gimpel, aber nicht wieder zurück“; „Lullo und Lulla. Eine kernbeißerische Idylle“ und „Wegfall winziger Liebe. Eine kernbeißerische Elegie“; außerdem „Lunz“ und „IA“ „UND. Protokoll einen Richter betreffend“ und „NEIN. Eine Geschichte“. 

 

2015

Das Literarische Quartier in der Alten Schmiede in Wien veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Internationalen Albert Drach Gesellschaft in loser Folge eine „Stunde der literarischen Erleuchtung“, die dem Werk von Albert Drach gewidmet ist.